Mittwoch, 15. Mai 2002
was ist ein weblog

das sind se

„Frederick", fragte Piggeldy seinen großen Bruder, Frederick, was ist ein Weblog?"
„Nichts leichter als das", antwortete Frederick.
„Komm mit, ich zeig es dir."
Piggeldy folgte Frederick.
Und sie gingen vor ihren Guckkasten und schauten ins Blaue.
„Wann kommt denn das Weblog?", fragte Piggeldy.
„Gleich", antwortete Frederick.
Und Frederick und Piggeldy warteten vor dem Guckkasten.
„Ein Weblog ist eine feine Sache", sagte Frederick. „da kann man was von sich reinschreiben, Leute kennen lernen und Spaß haben."
„Was schreibt man denn da hinein?"
„Etwas von sich."
„Und wenn mir nichts einfällt?"
„Dann etwas von den anderen."
„Und wenn mir das nicht gefällt?"
„Dann, wo du was gefunden hast."
„Und wenn ich nichts gefunden habe?"
„Dann brauchst du auch nichts rein schreiben."
Und Frederick und Piggeldy schauten in den Guckkasten.
„Und was steht da?", fragte Piggeldy.
„Da steht, dass das woanders steht."
„Was?", fragte Piggeldy, „Woanders?".
„Warum steht es nicht da"?
„Es steht da - und dort, und da steht, wo es noch steht."
„Jetzt weiß ich", sagte Piggeldy:
„Ein Weblog ist suchen und finden."
„Und Leute suchen und sich finden", sagte Frederick.
Und Frederick und Piggeldy klickten sich von Link zu Link.
„Wie findet man Leute?", fragte Piggeldy.
„Indem man von sich schreibt, aber man muss nicht alles von sich sagen", sagte Frederick.
„Aber dann weiß ja niemand, wer ich bin."
„Ein bischen schon, aber nicht ganz."
„Nicht ganz?"
„Im Weblog ist man das, was man über sich schreibt."
„Ach so."
„Man kann sich angucken, aber nicht anfassen, sich sehen, aber nicht ganz sehen, und den Rest denkst du dir", sagte Frederick.
„Au fein", sagte Piggeldy, „dann kann ich mir jemanden denken, dass er mir gefällt?"
„Gewissermaßen, aber dann hast du ihn dir ausgedacht."
„Das ist so etwas wie wenig und viel und gar nichts", stotterte Piggeldy.
Frederick runzelte die Stirn.
„Es kommt darauf an," sagte er.
„Puh!", stöhnte Piggeldy, „auf was kommt es an?"
Und Frederick überlegte ein Weile.
„Auf dich!"
Und Frederick und Piggeldy schauten wieder in den Guckkasten.
„Und was kostet so ein Weblog", fragte Piggeldy.
„Nichts“, antwortete Frederick, „nur viel Zeit".
Und Frederick und Piggeldy klickten und schauten weiter.
„Und warum ist das Weblog schön?", fragte Piggeldy.
„Wenn du etwas Lustiges liest oder etwas schreibst oder etwas geschrieben bekommst, dann ist das schön", sagte Frederick. „Oder weil da etwas Kluges steht oder etwas, was alle angeht, und weil man eben Spaß hat – meistens."
„Meistens?"
„Meistens hat man Spaß!"
„Und manchmal?"
„Manchmal nicht, dann ist man traurig."
„Wann ist man traurig?"
„Wenn jemand sich nicht mehr meldet, ist man traurig."
„Aber ich kann ihn ja angucken."
„Ja, aber er sagt nichts mehr, und das ist sehr traurig. Dann ist jemand weg, so gut wie weg", sagte Frederick.
„So gut wie?"
„Weg von dir!"
„Aber dann kann ich doch zum nächsten gehen. Klick doch mal!", sagte Piggeldy.
„Das ist aber nicht so einfach", sagte Frederick, „du hast dich nämlich an ihn gewöhnt."
Und Frederick dachte nach und dachte bei sich:
'Und dann und wann gibt es wieder bessere Tage und schöne Überraschungen.'
Und Frederick und Piggeldy schauten lange in den Guckkasten.
„Oh", sagte Piggeldy irgendwann gegen Mitternacht, „mit dem möchte ich morgen mal richtig suhlen!"
„Das geht nicht so einfach", sagte Frederick.
„Wieso nicht?", fragte Piggeldy.
„Dann ist es nicht mehr so wie vorher", sagte Frederick.
„Soo?", staunte Piggeldy.
„Das ist dann eine ganz andere Sache", sagte Frederick.
„Frederick", sagte Piggeldy, „ich bin ganz müde."
Und Frederick machte den Guckkasten aus.
Und Piggeldy ging mit Frederick ins Bett.

gefunden bei: http://sacralerror.weblogs.com/discuss/msgReader$70

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